Old swap new – Aus alt mach neu
Schulen organisieren Kleidertauschparties für verantwortungsvolleren Konsum.
Wie viele Kleidungsstücke besitzen Sie? Wie viele tragen Sie davon regelmäßig und wie viele landen kaum getragen als Staubfänger im Kleiderschrank, bis sie schließlich irgendwann doch aussortiert werden?
Fast Fashion, schnell wechselnde Kollektionen und günstige Preise locken tagtäglich tausende Menschen in die Modegeschäfte unserer Städte, wobei verdrängt wird, welche Auswirkung unser Konsum auf andere Menschen und unsere Umwelt hat. Im Durchschnitt kaufen wir 5 Kleidungstücke im Monat, das sind 60 im Jahr. 90% aller Kleidungsstücke werden in Asien produziert, meist unter schlechten Arbeitsbedingungen und mit großen gesundheitlichen Risiken für die Angestellten. Die schädlichen Auswirkungen auf unsere Umwelt sind kaum vorstellbar. Wasserverschmutzung, Energie und Ressourcenverschwendung sind der Preis für die Art und Weise, wie wir einkaufen und uns kleiden.
Doch das muss nicht sein. Das Bewusstsein für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode wächst zunehmend in der Bevölkerung. Durch soziale Netzwerke können Informationen schneller geteilt werden und große Kleidungshersteller und Labels geraten mehr und mehr unter Druck, aktiv zu werden und sich ihrer Verantwortung zu stellen. Produktionsketten werden überprüft, Arbeitsbedingungen verbessert und schädliche Giftstoffe aus den Herstellungsprozessen verbannt. Kleiderkreisel und Kleidertauschparties nehmen zu. Second-Hand Läden boomen und immer mehr Geschäfte nehmen nachhaltig produzierte Waren in ihr Sortiment auf. Die Menschen übernehmen Verantwortung für ihr Handeln, für ihren Konsum und für die Welt von morgen.
Ja, jede_r kann dazu beitragen, die Welt etwas nachhaltiger zu gestalten. Das zeigte auch eine Gruppe Schüler*innen aus der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ). Auf einer Ausbildung zur Klimabotschafter*in, welche vom SV Bildungswerk angeboten wird und Schüler*innen dazu befähigt, Informationen über den Klimawandel und einer nachhaltigeren Lebensweise an Gleichaltrige zu vermitteln, kam ihnen die Idee von einem Kleiderkreisel an ihrer Schule. Zuvor hatten sie eine WhatsApp-Gruppe unter Freunden, in der sie nicht mehr getragene Klamotten zum Tausch anboten.
“Die Kleidertauschgruppe bei WhatsApp hat gut funktioniert – am Anfang haben alle bergeweise Klamotten in die Gruppe gestellt.”
Warum sollte das also nicht in der gesamten Schulgemeinschaft funktionieren?
Eine Besonderheit der ESBZ ist das Fach Verantwortung, in welchem die Schüler_innen jede Woche 1,5 Stunden Zeit bekommen, sich sozial zu engagieren. Dies wird durch eine/n Lehrer*in oder eine andere erwachsene Person begleitet und unterstützt, in unserem Fall durch die Mitarbeiter*innen des GGC2030-Teams.
Im Laufe des Schuljahres entwickelten die Schüler*innen in den wöchentlichen Sitzungen ein Konzept für einen Kleidertausch an ihrer Schule. Old swap new war geboren. Während der Projektwoche, am Ende des Schuljahres, gesellten sich zu den 7–10. Klässlern auch noch Oberstufenschüler*innen hinzu und es wurde fokussiert an der Umsetzung des Kleiderkreisels zum Schulfest gearbeitet.
Gemeinsam wurde ein Logo entwickelt, Plakate gestaltet und in verschiedenen Schulen aufgehangen. Als Ziel setzte man sich, möglichst viele Schüler_innen zum Mitmachen zu motivieren. Instagram diente als Plattform, um auch Menschen außerhalb der Schulgemeinschaft anzusprechen, da der Kleidertausch für ein breites Publikum und alle Altersklassen offen gehalten werden sollte. Jedes abgegebene Kleidungsstück konnte im Vorfeld gegen einen plattgedrückten Kronkorken eingetauscht werden, welcher als Währung für neue Klamotten diente.
Im Laufe der Woche kamen immer mehr Schüler_innen und gaben Kleidungsstücke ab. Auch Lehrer_innen und Eltern beteiligten sich an der Aktion. Nun mussten allen gesammelten Kleidungsstücke nach Verwendbarkeit durchstöbert und nach Art und Farbe sortiert werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Alles was tragbar war, wurde in Szene gesetzt und auf Kleiderstangen sortiert. Täglich wurden neue Outfits auf Instagram hochgeladen, um zu zeigen, was für Schmuckstücke abgegeben wurden, was wiederum andere motivieren sollte, ihre nicht getragenen Kleidung mit anderen zu tauschen.
“Insgesamt zählten wir ca. 300 Hosen, T-Shirts, Kleider, Jacken, Blusen und ein paar Socken.”
Der Tag des Schulfestes war gekommen
Vorfreude, das lange geplante Projekt endlich umzusetzen, bestimmte den Tag. Die Hoffnung war groß:
“Ich hoffe, das ein Bewusstsein geschaffen wird und die Leute jetzt nicht nur ihre Klamotten tauschen und es cool finden, weil sie neue Klamotten bekommen, sondern dadurch auch eine eigene Motivation entsteht, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen.”
Alle packten mit an. Bauten die selbst entworfenen Umkleidekabinen auf, trugen Kleiderstangen auf den Hof und platzierten einen großen Ballettspiegel in der Mitte des Standes. Nach und nach strömten tauschlustigen Menschen auf den Hof. Das Publikum war bunt gemischt, von jungen Schüler_innen über Oberstufenschüler_innen, bis hin zu Eltern und Lehrer_innen erfreuten sich alle am Angebot und stürzten sich fröhlich auf die Klamotten. Der Plan ging auf! Alles war bestens organisiert und das Feedback war durchweg positiv.
“Ich find es eine sehr gute Idee, das in der Schule zu machen.”
“Gerade, weil man heutzutage so viele It-Pieces auch second-hand kriegen kann und nicht alles neu kaufen muss, kann das auch nachhaltig organisiert werden. Und außerdem ist es ein mega schönes Get-together, wo jeder seine Mode zeigen kann.”
“Ich glaube gerade solche Projekte können Menschen dazu anregen über Nachhaltigkeit nachzudenken, so dass man so einen Schritt in die richtige Richtung geht.”
Und der Wiederholungsbedarf stand außer Frage: “Weiter so! Bitte, bitte wiederholen!”
Also sind wir guter Dinge und freuen uns schon auf den nächsten Kleiderkreisel des Old swap New Teams an der ESBZ und vielleicht ja auch bald an deiner Schule.
Möchtest auch du Klimabotschafter_in werden oder selbst ein Kleidertauschprojekt bei dir an der Schule starten oder bist du als Lehrer_in tätig und wünscht dir solch ein Projekt an deiner Schule, dann melde dich gerne unter info@ggc2030.org und wir stehen dir mit Rat und Tat zur Seite.